Picasso´s Geschichte

Als ich und mein Freund unseren Stall gebaut haben, ging für mich ein Lebenstraum in Erfüllung. Mein Pferd Divallo durfte endlich direkt vor meiner Haustüre stehen. Mit seinen ganzen Weh Wehchen war das eine große Erleichterung für mich. Da ich ihn aber nicht alleine stehen lassen konnte, beschloss ich , mir ein Fohlen zu kaufen. Ich habe lange gesucht, wusste was ich wollte, fand aber nicht das richtige. Du kennst das vielleicht? Das Pferd sucht dich, nicht du dein Pferd. Der kann noch so toll aussehen, oder noch so eine tolle Abstammung haben, wenn der Funke nicht überspringt dann hat man nichts davon.

Schließlich kam ich auf Picasso, ein kleiner unterentwickelter Welsh Cob Hengst aus Tirol. Als ich ihn das erste mal sah, wusste ich genau : Das ist er!Er lag da , wie ein Häufchen Elend, konnte seine Augen nicht richtig öffnen. Ich nahm die Herausforderung an!


Viele Leute haben sich gedacht, dass schafft sie nicht. Mit dem Stall, einen kaputten Pferd, ein Fohlen und dann noch Einsteller dazu! Dann tut sie auch noch auf super Reitlehrerin, die den Kindern was beibringen möchte, was sonst niemand lernt. Das Natural Horsemanship!

 

Heute kann ich sagen: Ich habe es geschafft!!

 

Der kleine Mann tat sich anfangs schwer. Er entwickelte sich nicht richtig, und als er ankam wurde er abgesetzt. Er kannte weder Mensch richtig, noch Halfter. Er wuchs mit seiner Mama und seinen Papa auf einer großen Weide auf der Alm auf. Er lief wie irre im Stall herum, und schrie. War kein schöner Anblick. Nach ca 1 Stunde , ging Divallo schließlich auf ihn zu und nahm ihn unter seine Fittiche. Von da an , wich Picasso keine Sekunde mehr von ihm. Divallo hob das Bein, Picasso hob das Bein. Divallo wälzt sich, Picasso wälzt sich. Durch Divallo, bekam dann auch Picasso Vertrauen zu mir und Christian. Wenn ich ihn gerufen habe, hat er immer hinter DIvallo hervorgelugt, mit Divallos Schwief am Kopf . Von der ersten Woche an, lernte Picasso wie man Hufe gibt, das Anhängen, Aufhalftern und Führen. Mein Motto war immer: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Viele Leute stellen ihre Fohlen zu Aufzuchtställen, und besuchen sie einmal im Monat. Mit 3 Jahren kommen sie dann in einen anderen Stall und werden angeritten. Würde ich nicht machen.

 

Meine Beziehung zu Picasso ist einfach unbeschreiblich. Wenn dir ein Pferd zubrummelt, wenn es dich sieht, ist das das schönste Gefühl der Welt.

 

Als sich Picasso eingewöhnt hat, begann ich mit ihm zu arbeiten. Er war ein richtiger Lausbua. Und das ist er immer noch. Nach und nach wurde der kleine Naseweiß, dann erwachsen. Picasso sollte Hengst bleiben. Leider begann er mit 1 ½ Jahren dann die Wallache zu besteigen. Da musste der TA her. Der arme Bub wurde entmannt, und seine Hormone beruhigten sich nach und nach ein wenig.

 

Mittlerweile ist der kleine Stinker schon so groß wie Divallo und ein Prachtkerl. Wir schließen jetzt das Level 3 in Parelli ab. Er entwickelt sich super, und bereitet mir eine rießengroße Freude. Mit ca 5 Jahren wird Picasso angeritten, ich möchte ihm Zeit geben sich zu entwickeln.

 

Divallo und Picasso haben mir so viel gelehrt. Ich dachte immer, reiten ist ja gar nicht soo anstrengend, wie es die Leute immer behaupten. Durch Divallo bin ich zur akademischen Reitkunst gekommen, mit Picasso zum Natural Horsemanship. Eine Combi aus beiden, ist meiner Meinung nach Ideal. Reiten ist für mich nun nicht mehr auf einem gesattelten Pferd, ausgerüstet mit Beinschoner, Sperriemen , einen super duper teuren Sattel mit ewigst teurer Schabracke, einen mega Glitzerstirnriemen , mit übelst aufegnommenen Zügeln eine Piaffe reiten zu können.

 

Wenn man ein Pferd ohne jegliche Hilfsmittel, ohne Zaum und den ganzen Schnick Schnack dazu bringt, sich zu präsentieren, und mit dir am Rücken eine Piaffe zu zeigen, ausschließlich durch deinen Sitz zu lenken und zu Reiten, dann ist man am Ziel angekommen. Und dann, - erst dann – weiß man wie schön reiten wirklich sein kann!! Wenn ein Pferd auf offener Wiese bei dir bleibt, und mit Freude neben dir her galoppiert, auf dich acht gibt, und die kleinsten Hilfen deines Körpers versteht, weiß man, man ist am richtigen Weg!

 

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